Deutsch wie Sauerkraut und Bier
Der Weg Des Mohammed Husen

90 Min. / Dokumentarfilm

Deutschland hat im Ersten Weltkrieg zwar seine Kolonien verloren, aber seinen Traum vom Platz an der Sonne nicht aufgegeben – im Gegenteil: in den Zwanziger und Dreißiger Jahren entstanden mehr als 100 Spielfilme, die zunächst die Wiedererlangung der deutschen Kolonien und später die weltweite koloniale Vormachtstellung von NS Deutschland propagierten. Die Filmgeschichte spielte in Afrika, gedreht wurde jedoch in den Kulissen von Babelsberg. Ihre Darsteller waren zumeist Deutsche – schwarze Deutsche, die in der Traumfabrik der UFA um ihr Überleben kämpften. Mohammed Husen ist einer von ihnen.

Bereits im Alter von 8 Jahren wird Husen alias Bayume bin Mohammed Hussein von der kaiserlichen Armee in "Deutsch-Ost-Afrika"(heute Tansania) als Kindersoldat eingesetzt. Er wird Mitglied der Askari, einer Elite-Kampfeinheit aus einheimischen Soldaten, die für die deutschen Kolonialherren in Ostafrika kämpfte. Nach der Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg und dem endgütigen Verlust ihrer Kolonien verlässt auch Hussein seine afrikanische Heimat und macht sich auf nach Berlin. Er macht Karriere bei der UFA, in der Verkörperung des bedingungslos treuen, sich bis zum Tod aufopfernden Askari - eines der zentralen Mythen der NS Propaganda.

Aus einem Neger einen Menschen machen: Ausgehend von einem umfangreichen Materialfundus unternimmt der Film die visuelle Aufarbeitung eines ebenso kuriosen wie beklemmenden Kapitels deutscher Film- und Kolonialgeschichte. Dabei geht es um ein zentrales Thema: die Entstehung des Bildes vom kulturell fremden, rassisch minderwertigen Afrikaners. Der Film kratzt an den Bildern der Propaganda, zerlegt sie, verfremdet sie, zeigt ihre Wirksamkeit und wertet sie um: Geschichte wird neu erzählt als die persönliche Geschichte eines schwarzen Deutschen, dessen Schicksal gleichermaßen vom Mythos und der Wirklichkeit des NS Regimes bestimmt wurde. Wer war Mohammed Hussein? Die Spur führt direkt nach Daressalam.