Dichter sein. Unbedingt! Friedrich Hölderlin

D 2019, 90 min., SWR / ARTE / Filmförderung MFG 

Im Alter von 37 Jahren wird Hölderlin gewaltsam von seinem damaligen Wohnort Bad Homburg abtransportiert, in einer Kutsche nach Württemberg entführt und in eine Heilanstalt in Tübingen eingeliefert. 231 Tage verbringt er dort, wird für wahnsinnig erklärt und dementsprechend nach damaligen Methoden medizinisch behandelt. (Heute wissen wir: diese “Therapien” kommen einer schleichenden Vergiftung gleich.) Nach erfolgloser Behandlung wird Hölderlin im Frühjahr 1807 einem Tischler zur Pflege übergeben. In dessen Haus wird der als geistig umnachtet geltende Hölderlin die kommenden drei Jahrzehnte bis zu seinem Tod verbringen. 36 Jahre - die Hälfte seines Lebens – verlebt der Dichter - weggesperrt von aller Öffentlichkeit - in einem Turmzimmer mit Blick auf den Neckar,

Sein Schicksal gibt der Nachwelt bis heute Fragen auf: wer war dieser Dichter, der heute zu den einflussreichsten Poeten der Weltliteratur zählt? Ein ausgeflippter Spinner? Ein überirdisches Genie, dessen Leben nur im Wahnsinn enden konnte? Oder gar, wie manche Forscher belegen können, ein politischer Extremist, ein radikaler Revolutionär, der wegen Hochverrats verfolgt wurde und untertauchen musste? Warum endete Hölderlins Leben in einem Turm? In Form einer modernen Ermittlung verfolgt der Film die künstlerische Radikalisierung Hölderlins vor dem Hintergrund der Französischen Revolution. Er spürt dem Lebensweg dieses kompromisslosen schwäbischen Dichters nach, in dessen Lyrik wir einige der kunstvollsten und radikalsten Gedichte finden, die wir in der deutschen Sprache haben.

Eine Geschichte über Extremismus, Sehnsucht und Identität.